Intervallfasten – Autophagie hält die Zellen jung

Gibt es tatsächlich etwas, was unsere Zellen jung hält und das ohne versteckte Werbung? Können wir wirklich selbst dafür sorgen, dass sich unsere Zellen selbst regenerieren und wir dadurch gesünder altern? Die Wissenschaft bestätigt Vorgänge in unserem Körper, für die wir selbst sorgen können. Dazu muss man wissen, was Autophagie heißt und was es mit der körpereigenen Müllabfuhr auf sich hat.

Was hat Intervallfasten mit Autophagie zu tun?

Ohne, dass ich über diese Vorgänge in meinem Körper wusste, beginnt mein Morgen mit einer frisch aufgebrühten Tasse Kaffee. Eine Zeremonie, die mein Mann und ich seit Beginn unserer gemeinsamen Zeit pflegen. (Und das sind inzwischen über 50 Jahre.) Und zu dieser Tasse Kaffee gibt es sonst nichts. Nur die Tageszeitung. Auch hier sind wir beim althergebrachten geblieben, wie lesen die Zeitung in Papierform. Was sich allerdings geändert hat, es gibt nichts zu essen dazu. Manchmal ist es schwer, wenn das Brot duftet oder frische Eier im Kühlschrank sind. An einem Tag in der Woche unterbrechen wir das morgentliche Fasten und gönnen uns ein reichliches Frühstück. Meistens am Samstag oder Sonntag. Dann genieße ich vor allem mein spezielles Müsli. Das fehlt mir am meisten, wenn ich „Intervall“ faste.

Wie funktioniert die körpereigene Müllabfuhr?

Das Müsli kann ich natürlich später essen, aber nicht vor 12 Uhr mittags. Dann habe ich 16 Stunden gefastet, wenn ich am Vorabend gegen 20 Uhr zuletzt gegessen habe. Länger darf die Esspause immer sein, wenn zum Beispiel früher zu Abend gegessen wird. Perfekt für die Autophagie. Hunger ist die beste Voraussetzung, um die Müllabfuhr im Körper anzukurbeln. Denn nur durch den permanenten Abtransport des körpereigenen Mülls ist die Verjüngung der Zellen möglich.

Von Prof. Natalie Kononenko, Professorin für Molekulare und Zelluläre Physiologie an der Universität Köln und eine der führenden Autophagie-Forscherinnen in Deutschland, wissen wir, dass Fasten und entsprechende Ernährung die Zellen erneuert, durch Reinigung und Regenerierung. Wir können dadurch gesünder alt werden und auch im Kampf gegen Krebs und Alzheimer gibt es dazu hoffnungsvolle Forschungen. Dass ich durch mein Intervallfasten jeden Tag die Autophagie starte, wusste ich nicht, denn ich wollte eigentlich nur abnehmen…

Intervallfasten ist ein Booster für Autophagie

Das mit dem Abnehmen hat dann doch nicht so geklappt, wie schon so oft. Ich bin auch heute immer noch nicht so weit, das Gewicht meines Körpers zu akzeptieren, obwohl ich seit vielen Jahren immer auf dem gleichen Gewicht stehe. Da bin ich eben forever woman. Als die erste Brigitte Diät, in Form eines kleinen Beiheftes in der Brigitte lag, war ich sofort dabei. Es war ein 4-Wochenplan, der perfekt funktionierte. Fast 5 Kilo waren es nach einem Monat und ich wartete schon auf die neuesten Rezepte. Doch damals war ich Mitte 20 und die Pfunde purzelten von einem Tag auf den anderen. Wollte ich auf eine Party, reichte es an drei Tage nur 1000 Kalorien zu mir zu nehmen. Ich zählte nur noch Kalorien. Verrückt!!! Kalorientabellen gab es im Kleinformat und begleiteten mich beim Einkaufen.

Mit ca. 50 Jahren war es dann irgendwann vorbei, mit einer Diät schnell das gewünschte Gewicht zu erreichen. Es blieben immer ein paar Pfündchen hängen und ich probierte andere Diäten aus, die sich zu dieser Zeit gegenseitig übertrumpften. Da gab es die Atkins Diät, die Mayo-Klinic-Diät, die Keto Diät und die Stoffwechsel-Diät. Natürlich immer in Kombination mit Sport, denn ohne Bewegung ging es auch in jungen Jahren nicht. Im Sommer war es für mich schon immer einfach, denn ich schwimme leidenschaftlich gerne. Noch heute ist die Jahreskarte fürs Freibad ein muss. Die Saison genieße ich alljährlich vom ersten bis zum letzten Tag, da hat sich in all den Jahren nichts geändert. Bei den Diäten allerdings schon, denn vor allem das Kalorienzählen gehört der Vergangenheit an – oder wer von den Jungen weiß heute noch wieviel Kalorien eine Scheibe Brot hat –  viele gesunde Alternativen sind angesagt. Ganz vorne auf der Beliebtheitsskale liegt das Intervallfasten.

Was bedeutet Intervallfasten?

Intervallfasten_uhr

Es sind die Experten für gesunde Ernährung, die das Intervallfasten ins Rollen brachten und damit einen breiten Erfolg verbuchen können. Beim Interfallfasten liegt der Focus auf dem Abnehmen. Es ist egal, ob man 2 Tage in der Woche fastet oder täglich 16 Stunden. Beim Letzteren können die 16 Stunden über das Frühstück sein – essen erst ab mittags – oder über das Abendessen, dinner canceling! Es wurden und werden dazu interessante Bücher geschrieben und jede Frauenzeitung berichtete darüber. Für mich ist das Fasten am Morgen ideal. Ich streiche das Frühstück – was ich mir niemals vorstellen konnte. Auf mein geliebtes Müsli zu verzichten schien mir unvorstellbar. Und doch, ich blieb dabei. Mein Gewicht wird nicht weniger, aber hält sich konstant und ich fühle mich sehr wohl. Da darf es auch mal ein Stückchen Kuchen sein, und die Waage übersieht es diskret.

Gesund altern durch gezieltes Hungern

Als ich nun las, dass das Intervallfasten der Schlüssel für gesundes Altern ist, stieg ich tiefer in das Thema ein. Wenn unser Körper, der aus rund 100 Billionen einzelner Zellen besteht, wie Haut-, Muskel-, Blut- und Gehirnzellen, arbeitet, fällt Müll an. Das sind Abfallprodukte, den unser Körper selbst produziert und der dringend entsorgt werden muss. Ein Prozess, der fachlich als Autophagie benannt wird. Verklumpte Eiweißstrukturen, abgenutzte Mitochondrien oder defekte Zellkörperchen sind Zellabfälle, die – mittels Membransäckchen – zum Lysosom befördert und von den Verdauungsenzymen verarbeitet werden. Das Ergebnis sind Moleküle, die unser Körper für die Bildung neuer Zellen benötigt. Es ist also wie bei unserem kleinen Komposthaufen im Garten. Grünabfall wird gesammelt, zerkleinert und das Endprodukt ist eine neue Erde.

Wie so manches im fortgeschrittenen Alter, funktioniert auch die Autophagie mit den Jahren nicht mehr ganz einwandfrei. Der automatische Prozess wird langsamer und die Zelle büßt ihre Regenerationsfähigkeit teilweise ein. Nicht alle defekte Zellteilchen werden, wie in jüngeren Jahren, zuverlässig abtransportiert. So entsteht ein Mangel, der immer öfter im Zusammenhang mit Krebs, Alzheimer oder Parkinson genannt wird. Es sind Erkrankungen, die dadurch begünstigt werden.

Zum Teil haben wir es also selbst in der Hand, diesen Mangelzustand zu korrigieren. Somit tritt das Intervallfasten in den Vordergrund, denn vor allem durch das Fasten – das bewusste Hungern – aktiviert sich die Autophagie automatisch und gibt uns ein Instrument in die Hand, um gesund zu altern. Der Hunger gehört zu den stärksten Signale der Autophagie, sagt Dr. Katharina Kainz, die in Graz, am Institut für Molekulare Biowissenschaften der Karl-Franzens-Universität in der Arbeitsgruppe von Professor Frank Madeo, forscht. Durch das Fasten entsteht in den Zellen ein Energiemangel und sie „verdauen“ nun alles, was sind finden und ihnen zur Verfügung steht. Somit beginnt die Müllabfuhr zu arbeiten – die Autophagie funktioniert.

Ein Zellen-Booster mit verjüngender Wirkung

Doch nicht alleine die Esspause kurbelt die körpereigene Müllabfuhr an. Erst vor etwa 10 Jahren entdeckte Frank Madeo die verjüngende Wirkung von Spermidin. Ja genau, der Name kommt genau daher, wie es sich anhört. Die Substanz wird aus Sperma isoliert und man weiß inzwischen, dass sie in jeder menschlichen Zelle vorkommt. Doch Spermidin lässt sich auch über den Körper in die Zellen einschleusen und startet dort, ebenso wie Hunger, die Autophagie.

Wir sind heute in der glücklichen Lage, mit unserer Ernährung das Spermidin in unsere Zellen einschleusen. Einzelne Lebensmittel bieten uns ausreichend Spermidin. Vor allem gereifter Käse, Nüsse, Pilze, Weizenkeime, Brokkoli, Blumenkohl und Apfel sind so reich an Spermidin, dass sie für uns ein Anti-Aging-Booster sind. Diese Lebensmittel sind in der Lage, unserem Körper das Gefühl zu geben, dass er hungert und somit beginnt die Autophagie automatisch.autophagie_äpfel

Leider baut sich das Spermidin im zunehmenden Alter ab und damit auch die Konzentration. Hierzu gibt es eine Studie der Berliner Charité und der Universität Greifswald. Ältere Menschen, die an Demenz litten, erhielten Spermidin oder Placebo. Während die Placebo Gruppe sich weiter verschlechterte, verbesserte sich die Konzentration der Spermidin-Gruppe. Doch dazu bedarf es noch viel Forschungsarbeit. Für uns bedeutet es jedoch, dass wir durch ankurbeln der Autophagie ein Instrument in der Hand haben, unsere Zellen zu verjüngen.

Das heißt für uns Frauen in den besten Jahren: Intervallfasten, tägliche Bewegungen und stets spermidinreiche Kost auf dem Teller. Das sind gute Voraussetzungen, um gesund alt zu werden. Ein gesundes Anti Aging, das uns unser Körper anbietet. 

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